Marc Weber (Managing Director SCB Future), Rolf Bachmann (COO SCB), Adrian Blum (Projektleiter Energie ibe institut bau+energie ag) und Raeto Raffainer (Geschäftsführer SCB). (Fotos: Stefan Bohrer)
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Darum ist dem SCB-Nachwuchs die Umwelt so wichtig

«Wir sind Kindererzieher»

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Gewisse Dinge muss man gleich als Allererstes sagen. So macht es der Geschäftsführer des SC Bern, Raeto Raffainer, gleich am Anfang unseres Termins – und deshalb machen wir es auch gleich am Anfang dieses Artikels: «Eishockey wird immer ein Energiesünder sein», beginnt Raffainer.

Eine Eishalle ist zwangsläufig energieintensiv, denn sie benötigt das, was in ihrem Namen steht: Eis. «Also geht es bei einem Klub wie dem unseren darum, alles andere im Umfeld möglichst richtig zu machen.» Der SCB nimmt mit seiner Nachwuchsabteilung SCB Future an «Das Grüne Trikot» teil. Man ist im Reflex versucht zu fragen: nur mit dem Nachwuchs? Indes: Das sind zehn Mannschaften, also rund 200 Kinder und Jugendliche. Einerseits sind die Zahlen gross. Es sind mehr Menschen als im Umfeld des Profi-Teams tätig sind.

Marc Weber (49), Managing Director bei SCB Future, findet einen weiteren Grund, warum sich das Engagement für Nachhaltigkeit besonders bei der Jugend lohnt: «Junioren-Trainer waren immer schon Kindererzieher. Wir sagten immer schon: Der Letzte soll bitte das Licht in der Kabine löschen.» Was auch schon eine Botschaft rund ums Energiesparen ist, wenn auch noch auf einem sehr tiefen Niveau. «Wir können ihnen also auch anderes beibringen. Und Junge lernen bekanntlich schnell und fürs Leben.»

Vor wenigen Wochen besuchte der Energieberater Adrian Blum den SCB, hörte zu und stellte Fragen. Gemeinsam werden sich nun Club und Experte daran machen, konkrete Massnahmen zu erarbeiten, dass  SCB Future noch nachhaltiger funktioniert. Gewisse Handlungsfelder waren Marc Weber und Raeto Raffainer aber schon vor dem Termin klar.

Mit der Eishockeytasche in den ÖV?


Ein Beispiel: Autofahrten. Gerade jüngere Junioren können mit der  Eishockeytasche nicht mit dem Tram ins Stadion fahren. Ein Eltern-Taxi ist nötig, wenn auch punkto CO₂-Bilanz nicht wünschenswert. Die regelmässige Trainingsfahrt ist aber nur die Spitze des Eis(hockey)bergs.

«Nehmen wir an, wir haben ein Spiel in Zug. Die Eltern wollen natürlich auch ab und zu an einen solchen Match. Also fahren  sie ihr Kind zum Stadion. Dieses steigt in den Car. Die Eltern fahren im Privatauto  hinterher. Und auf dem Rückweg das Gleiche», erklärt Weber. Das passiert immer noch, wir machen die Eltern aber immer darauf aufmerksam, dass sie auf den Stufen U13 bis U15 mit dem Car mitfahren dürfen. Das ist ein Schritt zur Reduktion der Auto-Emissionen. Der andere: SCB Future lässt sämtliche Heimspiele seiner Teams als Livestream produzieren. Die Eltern können diese Partien also auch daheim schauen. «Wir sind bislang der einzige Klub, der das anbietet», ergänzt Weber.

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Fahrgemeinschaften werden im Nachwuchs schon lange organisiert. ÖV bleibt eine Option. Aber manchmal habe eben auch die Flexibilität der jungen Sportler ihre Grenzen: «Die meisten wohnen ja nicht in der Innenstadt und gehen den ganzen Tag zur Schule. Kann ich einem jungen Hockeyspieler nach einem vollen Schultag und einem intensiven Training um 20 Uhr noch eine lange Zugfahrt zumuten – mehrmals die Woche?»

Keine PR-Gags fürs Klima

Zugfahrten beschäftigten auch Geschäftsführer Raffainer: «Kürzlich hatte die erste Mannschaft ein Testspiel in Visp», beginnt er. «Ich hatte mir kurz überlegt, ob wir mit dem Zug anreisen wollen.» Der SCB fährt Zug, was für eine Schlagzeile. Diesen Sommer waren die Schweizer Leichtathletinnen und Leichtathleten per Zug an die EM in München und die Schweizer Frauen-Nati an ein Testspiel in Deutschland angereist. Raffainer entschied dagegen: «Das ganze Material hätte trotzdem mit dem Auto transportiert werden müssen. Wir kamen zum Ergebnis, dass es ein PR-Gag gewesen wäre. Das können wir auch sein lassen.»


Der neue Chef beim SCB – als Nachfolger von Marc Lüthi – ist spürbar die Triebfeder für mehr Nachhaltigkeit beim Klub. Er erklärt es an einigen Beispielen aus seiner Zeit beim Schweizerischen Eishockeyverband. «2016 liess ich jede Nationalmannschaft im Turnierbetrieb einen Tag lang durch einen Experten für Umwelt- und Nachhaltigkeitsthemen begleiten.» Dieser stellte Fragen und gab Hinweise. Oft geht es um kleine Verhaltensmuster, auf welche man zuerst hingewiesen werden muss, bevor man begreift: Stimmt, das ist nicht umweltschonend.


Vielleicht entdeckt SCB Future in den nächsten Wochen und Monaten solche Verhaltensmuster, die ihnen noch gar nicht bewusst sind? Weber und Raffainer haben sich offensichtlich schon viele Gedanken zur Nachhaltigkeit gemacht. Sie glauben nicht, dass sie etwas komplett ausser Acht gelassen haben, aber: «Wir lassen uns von der Analyse überraschen.»

Erste Veröffentlichung:
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Letztes Update: 
1.11.2022

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